Reh Antreiber

Die inneren Antreiber 

Vor kurzem habe ich einen Podcast über die Inneren Antreiber gehört und bin dabei auf einen weiteren meiner eigenen Antreiber gestoßen. Diesen Antreiber hatte ich gar nicht so im Blick, dachte immer, „sei perfekt“ wäre der entscheidende Antreiber für mich.
„Streng dich an“ ist der Antreiber, der in meinem Antreibertest die gleiche Punktzahl erreicht hat. Nicht gerade schlagartig, dafür langsam, aber sicher, habe ich dann auch Muster in meinem Leben und meinem Tun erkannt. 

Die inneren Antreiber


Bestimmt hast Du schon mal was von diesen Antreibern gehört und wenn Du mehr wissen möchtest, dann lies gerne weiter und wenn Du schon alles weißt, dann nutze die Zeit lieber für Dich und tue Dir was Gutes. 

Kennst Du Sätze wie „Das geht aber noch besser“, „Reiß dich mal zusammen.“, „Streng dich an, dann bekommst du das hin.“, „Nimm dich nicht so wichtig“ und „Trödel doch nicht so.“?
Wenn Du diese Sätze als Kindergartenkind des Öfteren gehört hast, dann hast Du erfahren, dass Du nur OK bist, wenn Du auch danach handelst. Diese Sätze sind dann zu Deinen Glaubenssätzen geworden, tief im Unterbewusstsein verankert und daraus entstehen die inneren Antreiber. 

Der Ursprung der inneren Antreiber


Das Konzept der Inneren Antreiber geht auf Eric Berne (1910 – 1970), der Begründer der Transaktionsanalyse, zurück.
Im Handwörterbuch zur Transaktionsanalyse hat Leonhard Schlegel (1918 – 2008) das so formuliert:
„Antreiber sind (…) erzieherisch gemeinte elterliche Aufforderungen, die einem Kind bestimmte Verhaltensweisen vorschreiben, die es zu erfüllen trachtet, in seine innere Elternperson und in sein Skript übernimmt.“
Mit anderen Worten: „Wenn Du so oder so bist, dann bist du gut, dann bist du OK.“
Aus Kindern werden Erwachsene und all das, was wir als Kinder erfahren und gelernt haben, nehmen wir ins Erwachsenenleben (unsere innere Elternperson) mit und handeln danach (Lebensskript), egal, ob es noch hilfreich ist oder nicht. 

Grundsätzlich sind die inneren Antreiber positiv zu betrachten, denn daraus entwickeln sich unsere Stärken, bzw. sie bringen unsere Stärken hervor. Werden sie jedoch zu stark, dann entwickeln sie sich zu Quertreibern und damit zu Stressverstärkern.


Welche Antreiber gibt es nun und wie erscheinen sie als Quertreiber?


  1. Mach´s allen recht („Nimm dich nicht so wichtig.“) 

Die Stärke dieses Antreibers ist Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen. Mit diesen Eigenschaften können wir dafür sorgen, dass sich z.B. Gruppen wohl fühlen, das wir uns auch mal zurück nehmen, andere in der Schlange vor lassen. Wir sind gerne für andere da und hören ihnen gerne zu.
Ein Zuviel führt allerdings dazu, dass wir uns verbiegen, unsichtbar machen, uns selber vergessen, nicht Nein sagen können.


  1. Beeil dich („Trödel doch nicht so.“) 

Du bist reaktionsschnell und flexibel und kannst Chancen gut nutzen? Dann ist dies vielleicht Dein innerer Antreiber und damit hast du alles im Blick und kannst gut auf Unvorhergesehenes reagieren.
Nimmst Du diesen Antreiber zu ernst, dann wirst du zappelig, hast keine Zeit für andere und noch weniger Zeit für dich und bist schnell genervt und hast gleichzeitig Angst, etwas zu verpassen.


  1. Sei perfekt („Das kannst Du bestimmt besser.“) 

Dieser Antreiber wird in unserer Gesellschaft scheinbar immer wichtiger und dank Photoshop und Co. kann mittlerweile fast jeder perfekte Bilder posten.
Natürlich sollte ein Pilot oder Arzt genau arbeiten, denn hier ist der Perfektionismus ja ein Muss. Die Perfektionisten unter uns haben meist ein großes Organisationstalent und Verständnis für komplexe Aufgaben und halt die Liebe zum Detail und den Sinn für Vollkommenheit. Das ist auch so lange gut, wie es sich nur auf einzelne Lebensbereiche oder Situationen bezieht.
Der Perfektionismus führt leider auch dazu, dass man zu hohe Ansprüche an sich und Andere stellt, das man mit seiner Arbeit häufiger unzufrieden ist, wenn man nicht die Zeit bekommt, „es perfekt machen zu können“. Wenn ich sehe, dass ich die Aufgabe nicht perfekt erledigen kann, dann fange ich gar nicht erst damit an, ich prokrastiniere also und irgendwann fühle ich mich gar im Tun gelähmt.


  1. Streng dich an („Streng dich an, dann klappt das auch.“) 

Dieser Antreiber verschafft Dir einen guten Fokus auf Deine Ziele und verhilft zum Durchhaltevermögen. Du legst Dich ins Zeug, hängst Dich rein und hast am Ende des Tages was weggeschafft. Alles gut, solange das nicht durch Leistungsdruck zur Überforderung führt, aus der dann Selbstzweifel und hohe Erwartungen ans Zeitmanagement entstehen, die unweigerlich Probleme mit sich ziehen. Es entsteht kein Flow, wenig Leichtigkeit im Tun und die Lust auf neue Projekte kommt auch seltener auf. 


  1. Sei stark („Reiß dich mal zusammen.“) 

Ein Antreiber, der hauptsächlich der männlichen Bevölkerung zugeschrieben wird, denn ein Indianer kennt keinen Schmerz. Kampfgeist, Widerstandskraft, Unabhängigkeit und Selbstbeherrschung können einen zu einer starken Persönlichkeit machen, die Aufgaben anpacken und gut lösen kann. Dahinter steckt oftmals die Angst, die Kontrolle zu verlieren oder sich angreifbar zu machen und wird dieser Antreiber zum Quertreiber, überwiegt das Misstrauen, geht das Vertrauen verloren, werden Aufgaben nicht mehr delegiert. Körperlich zeigt sich dies gerne in Verspannungen. 

Wie können wir nun mit diesen Quertreibern umgehen?


Verdrängen oder gar bekämpfen führt nur dazu, dass die Quertreiber durch unsere Aufmerksamkeit mehr Macht bekommen und stärker werden. 

Der Grund ist einfach, denn in der Kindheit haben uns die Glaubenssätze, aus denen die Antreiber ja entstanden sind, geschützt und unser Unterbewusstsein will uns ja nur Gutes tun.
Wenn wir nun unsere Antreiber kennen und verstanden haben wozu sie gut sind, können wir sie auch gezielt nutzen, die Quertreiber besänftigen und in die zweite Reihe schicken. Wir brauchen Sie nicht mehr, um OK zu sein. Dazu müssen wir uns „nur“ die Erlaubnis geben und hierzu gibt es hilfreiche und stärkende Sätze.

 

  1. Mach´s allen recht …


    … und damit auch Dir selber. 

        Stärkende Sätze: 

  • ich darf es auch MIR recht machen 
  • Ich kann nur gut für andere da sein, wenn es mir selbst gut geht. 
  • Ich darf herausfinden, was mir gut tut. 
  • Ein NEIN zu anderen ist ein JA zu mir. 
  • Ich muss nicht bei allen beliebt sein.Verstärken können wir diese Sätze durch das Legen einer Hand auf´s Herz, einem tiefen Durchatmen und dadurch eine Zentrierung, ein Hineinspüren in uns selbst.
    Visuell hilft hier bestimmt ein Bild von Pippi Langstrumpf.

    Weitere Themen sind hier Selbstliebe, Rollenverständnis, Prioritäten setzen und auch Abgrenzung.  
  1. Beeil dich …


    … und ich entscheide bewusst, ob und wofür ich mich beeile. 

        Stärkende Sätze: 

  • Ich nehme mir die Zeit, die es braucht. 
  • Ich darf auch mal ausruhen. 

          Sprichworte wie 

  • In der Ruhe liegt die Kraft. 
  • Eile mit Weile 
  • Wenn Du es eilig hast, dann gehe langsam. 
  • Der Weise kennt keine Hast und der Hastende ist nicht weise.Unterstütze die Sätze durch tiefes Einatmen und langsames Ausatmen und sag diese Sätze auch laaaaangsam. 
  1. Sei perfekt …

    Wie heißt es so schön? Nobody is perfect und nur Odysseus kam auf die Idee, sich Niemand zu nennen und so den Zyklopen zu überlisten.
    Ich kann annähernd perfekte Leistung abgeben, doch das braucht es nicht in allen Situationen und ICH entscheide, wann und wo ich annähernd perfekt sein möchte. 

        Stärkende Sätze: 

  • Ich darf Fehler machen und darf daraus lernen
  • Ich muss nicht alles wissen oder können 
  • Andere kochen auch nur mit Wasser (und das ist manchmal sogar nur lauwarm) 
  • Ich bin gut so, wie ich bin; auch wenn ich den Nachtisch für die Party gekauft habe, statt ihn selber zu machen. Mir hilft bei diesen Sätzen folgende Körperhaltung: Oberarme an den Oberkörper angelegt und die Hände mit den Handflächen nach oben halten und dann ein leichtes Nicken mit dem Kopf.
    Das Klopfen des Selbstbestätigungspunktes, der auf der linken Körperseite unterhalb der Schulter und oberhalb des Herzens liegt, unterstützt die Sätze. 
  1. Streng dich an

    Klar, ich bleibe dran, doch darf ich mir jederzeit eine Pause gönnen und mein Aufgabenpaket in kleinere Einheiten unterteilen.

    Stärkende Sätze: 

  • Ich traue mir das zu 
  • Meine Arbeit darf mir Freude bereiten und sogar Spaß machen 
  • Pausen zwischendurch schärfen meinen Verstand 
  • Ich darf meinen Erfolg auch feiernKörperlich macht sich ein Workflow z.B. durch Singen oder Pfeifen bemerkbar. Ich z.B. pfeife bei handwerklicher Arbeit gerne und merke daran auch, dass ich gerade Freude an der Arbeit habe. Umgekehrt kann also Pfeifen oder Singen, das so einiges im System lockert, zum Workflow und zur Freude an der Arbeit führen. 
  1. Sei stark

    Wenn ich stark bin, dann habe ich einen Standpunkt, den es zwar zu verteidigen gilt, doch nur, wenn es nötig und sinnvoll ist. Mit der Aufgabe meines Standpunktes verliere ich keineswegs die Kontrolle, sondern ich kann loslassen und damit frei werden.

    Stärkende Sätze:
     

  • Ich darf mich öffnen, ohne schutzlos zu sein 
  • Ich darf auch um Hilfe bitten, denn keiner weiß alles, außer vielleicht google 😉 
  • Ich darf anderen vertrauen 
  • Schwäche zeigen ist keine Schwäche, sondern eine StärkeWenn Du Dich hier in einigen Beschreibungen gesehen hast und jetzt genauer wissen möchtest, welche Antreiber nun für dich wichtig sind, dann findest Du im weltweiten Netz einige Antreibertests. Kennst Du Deine Antreiber, dann hast Du den ersten Schritt getan, um sie zu nutzen. Lass sie für Dich arbeiten und wenn sie zu stark werden, nutze die stärkenden Sätze. Falls Dir das zu wenig ist und Du Unterstützung haben möchtest, dann sprich mich gerne an und ich werde mich anstrengen, Dir zu helfen. 

P.S. Du kennst nun meinen Antreiber „Sei perfekt“ und Du wirst jetzt sagen können, dass dieser Text nun nicht gerade perfekt sei. Da stimme ich Dir zu, denn das ist einer der Merkmale des Perfektionisten, dass er die Kritik der Anderen vorweg nimmt und gleichzeitig habe ich den Quertreiber in die zweite Reihe gestellt und ihn doch veröffentlicht.