Fruchtbare oder furchtbare Diskussionen?

Wie Du zu fruchtbaren Diskussionen kommen kannst

Diskussionen werden schwierig, wenn jeder nur seinen Standpunkt vertritt und noch schwieriger, wenn diese Standpunkte weit auseinander liegen.

Ohne konstruktive Ergebnisse bleiben diese Gespräche, wenn es nur bei einem Austausch der Argumente bleibt, die Gesprächspartner zueinander reden, statt miteinander. Dann gibt zwar jeder etwas, aber der andere nimmt es nicht an bzw. auf.

Bitte keine Belehrungen …

Jemand, der an einem Rednerpult oder Lehrerpult steht, ist ein „Gebender“ seiner Botschaft und seine Zuhörerschaft sitzt meist auch freiwillig da und hört gerne zu. Der Gebende kann ein Lehrender sein, er belehrt seine Zuhörerschaft, doch wer möchte in einer Diskussion belehrt werden?

Belehrungen auf diese Weise funktionieren auch nur, wenn die Zuhörerschaft sich mit dem Inhalt der Aussage auch auseinander setzen kann, wenn Fragen gestellt werden können, wenn es zu einem Austausch kommt.

… auch keine Missonierung

Gehen wir in eine Diskussion, dürfen wir uns also zuerst die Frage stellen, ob wir an einem echten Austausch und damit den Argumenten unseres Gegenübers überhaupt interessiert sind oder ob wir nur unsere Meinung darstellen wollen. Noch schwieriger wird es, wenn wir den anderen auf Teufel komm raus überzeugen wollen, ohne auf seine Meinung einzugehen.

Wollen wir also diskutieren oder missionieren?

Grundlagen einer guten Diskussion

Zu einer guten Diskussion gehört die Grundannahme, das mein Gegenüber auch gute Gründe für seine Meinung, seine Position hat. Es liegt dann an mir, diese Gründe hinter der Meinung anzuhören. Liefert mir mein Gegenüber nur seine Meinung ohne Argumente, dann darf ich gezielt offene Fragen stellen, wie er zu dieser Meinung kommt. Dies tue ich natürlich in einer wertschätzenden Form, d.h. ich vermeide abwertende Adjektive und lasse ihn ausreden.

Kenne ich die Argumente meines Gesprächspartners, dann kann ich darauf eingehen und sie widerlegen oder annehmen.

Vorsicht, wenn ich die Argumente für schlüssig erachte und annehme, werde ich vielleicht meine Meinung ändern. Will ich das?

Ja klar, denn das ist für mich der Sinn einer Diskussion: Meinungen hinterfragen, auch meine eigene und mir eventuell eine neue Meinung bilden.

Austausch der Argumente

Im Austausch der Argumente wird klar, wie gut das Hintergrundwissen zum Thema ist und manches lässt sich auf der sachlichen Ebene schnell klären.

Ich erfrage in Diskussionen gerne erst einmal die Meinung des Anderen und finde so heraus, über wie viel Wissen er oder sie zum Thema überhaupt verfügt oder ob er oder sie nur die allgemeinen Aussagen, die überall zu finden sind, wiederholt. Ist mein Wissen zum Thema größer, dann kann ich mit gezielten und tiefer dringenden Fragen Zweifel am Wissen meines Gegenüber sähen. Damit kann er sich meinen Argumenten öffnen.

Hier hilft es, wenn ich die Argumente logisch hinterfragen kann und mein Gegenüber von selber auf die Idee kommt, das sein Wissen auf den neuesten Stand gebracht werden kann.

Was nun, wenn mein Gegenüber verbohrt ist und emotional wird?

Erst einmal sachlich bleiben und seine Argumente in eigenen Worten wiederholen. Damit gibst Du ihm das Gefühl, das er gehört worden ist und stellst sicher, dass du ihn richtig verstanden hast. Du machst auch deutlich, dass du an der Position und den dahinter stehenden Argumenten interessiert bist.

Zeige dann deinem Gesprächspartner auf, welche Argumente du teilst, wo es Übereinstimmungen gibt und führe das gemeinsame Ziel noch mal auf. Bestimmt hast du auch Argumente gehört, die dich überzeugen, dann teile dies auch mit.

Jetzt ist dein Gegenüber beruhigt, die Emotionen können wieder beruhigt werden.

Jetzt sind die Ohren des Anderen für Deinen Widerspruch offen.

Was ist, wenn man auf der argumentativen Linie absolut nicht zusammen kommen kann?

Manchmal kommt man mit Argumenten und der Logik einfach nicht weiter. Der Grund ist meist, das die hinter den Aussagen liegenden Werte und damit Grundüberzeugungen zu weit auseinander liegen. Dies kann zum Beispiel religiöse oder kulturelle Gründe haben. Dann hilft nur das Eingeständnis, das jeder seine Meinung hat und sie behalten darf. In der Mediation nennen wir das „We agree that we disagree“.

Eine kurze Zusammenfassung mit praktischen Tipps:

  • bitte dein Gegenüber, seine Argumente für seine Position zu nennen und höre ihm widerspruchslos zu
  • mit Bemerkungen wie „Ja, ich verstehe“ und „okay“ sendest Du kleine Signale, das du wirklich zuhörst und auch gewillt bist → aktives Zuhören
  • wiederhole nach ein paar Sätzen die Aussagen deines Gesprächspartners. So vermeidest Du Missverständnisse → Spiegeln
  • hinterfrage die Argumente auf sachlicher und logischer Ebene
  • nenne deine Argumente auf sachlicher Ebene
  • werden aus Argumenten Gefühlsausbrüche, dann benenne dieses Gefühl und hinterfrage das dazugehörige Bedürfnis → Aspekt der Gewaltfreien Kommunikation
  • Gib deinem Gegenüber die Chance gut aus dieser Diskussion herauszukommen, auch wenn du viele seiner Argumente widerlegen kannst. Baue ihm eine Brücke, z.B. mit Aussagen wie „Danke, ich fand unsere Diskussion bereichernd“

Fazit

Eine einfache Diskussion kann schnell zu einem Streit, einem Konflikt heranwachsen. Auch dann noch sind die Tipps hilfreich und der Streit kann ohne die Hilfe einer dritten Partei gelöst werden.

Konflikte können jedoch eskalieren und bevor es zu wirtschaftlichen oder persönlichen Schäden kommt, sollte ein Konfliktcoaching in Betracht gezogen werden oder auf das Verfahren der Mediation zurück gegriffen werden.

Diese Investition lohnt sich immer.

Mein Anspruch auch in einer Mediation ist es immer, dass meine Medianden lernen, wie ein Streit auch konstruktiv geführt werden kann.

Hast Du schon Erfahrungen mit einem Konfliktcoaching oder einer Mediation gemacht? Bericte mir gerne in den Kommentaren.
Möchtest Du Unterstützung, dann schreib mich gerne an: Kontakt

 

 

Bildquelle: diapicard auf Pixabay

Treppe im Wald

Mediation an Schulen

Konfiktklärung – muss das jetzt sein? Wir haben doch eh schon so wenig Zeit.
Du pendelst ständig zwischen Lehrerzimmer, Klassenzimmer und Deinem Rechner zu Hause hin und her. Montags bist Du selber im Homeschooling, Dienstag und Mittwoch ist Präsenzunterricht angesagt und an den anderen Tagen sogar beides. Es tut gut, seine SuS wenigstens ab und zu wieder ohne technische Hilfsmittel vor sich zu sehen, den ganzen Körper und nicht nur das Gesicht. Ok, die Maske nimmt Dir wieder ein Stück weit die so wichtige Mimik und die Angst und sich anzustecken ist im Klassenzimmer wieder ganz präsent. Dennoch bist Du froh, dass Du im Stoff weiter kommst.
Leider kommst Du mit Deiner Kollegin Uta, mit der Du Dir die Klassenführung teilst, nicht weiter. Ihr habt Euch zwar die administrativen Aufgaben ganz gut aufgeteilt, doch der unterschiedliche Umgang mit den Fehlzeiten der SuS raubt Dir nicht nur den Schlaf. Jedes mal, wenn Du Uta im Lehrerzimmer sitzen siehst, bekommst Du einen Kloß im Hals und dir fehlen die richtigen Worte, obwohl Du sie dir am Abend vorher noch zurecht gelegt hattest. Wieso reagiert Uta gleich so aufbrausend und gereizt? Dabei seid ihr zwei im letzten Schuljahr doch so gut miteinander klar gekommen, habt auch schon mal im Café zwei Straßen weiter den Cappuccino in eurer gemeinsamen Freistunde genossen.
Was ist denn bloß passiert?
Genau das ist passiert, die gemeinsame Zeit, ohne den direkten Bezug zur Arbeit, ist weg gefallen, die Cafés sind geschlossen. Dort konntet ihr auch mal von der schönen Shopping-Tour erzählen oder euch den Ärger mit dem Finanzamt von der Seele reden. Ihr habt einander zugehört und konntet bei manchen Themen auch schon so intensiv sprechen, dass Ihr die Zeit darüber vergessen habt.
Weniger Präsenz in der Schule und eine größere Herausforderung durch „Lehren auf Distanz“ verändert auch unseren Kommunikationsstil. Missverständnisse nehmen zu und die Chance, diese durch ein persönliches Wort zu klären, weiter ab.
Der Kloß im Deinem Hals macht Dir das bewusst.
Zu Hause ist es genau anders herum, dort klappt es mit Deinem Partner wieder besser, eure Kommunikation ist viel entspannter als vorher.
Was ist hier passiert?
Eure gemeinsame Zeit hat zugenommen, der Fernseher blieb öfter aus, Bildschirmzeit hattet ihr ja den Tag über genug. Eure Gespräche waren fokussierter und tiefgründiger, ihr habt auch die Spielekiste hervor gekramt und wieder regelmäßig gespielt.
Fallen Dir die Gemeinsamkeiten auf?
Gespräche, die fokussiert sind, in die Tiefe gehen und regelmäßig stattfinden. All das brauchst Du jetzt auch mit Deiner Kollegin Uta, doch Euer Konflikt sitzt zu tief.
Halt, Konflikt?
Wir haben doch keinen Konflikt, wir haben nur eine unterschiedliche Meinung. Dein Kloß im Hals und Utas aufbrausendes Verhalten sagen etwas anderes und Du kennst auch den Ausweg aus dieser Situation, zumindest bei Deinen SuS. Diese hast Du öfters schon begleitet, einfach in dem Du bei ihrem Klärungsgespräch anwesend warst und das Gespräch ein bisschen geleitet hast.
Genau das gleiche bietet Euch eine Mediation, ein Gespräch, in dem ihr fokussiert seit, der Sache und dem was dahinter steht, auf den Grund geht und ihr euch dabei auf die Moderation durch eine neutrale Person verlassen könnt.
Mediation, egal ob präsent oder im virtuellen Raum, hilft die Stimmung zu heben, den Kloß im Hals zum schmelzen zu bringen und die Vorfreude auf den Cappuccino mit Uta zu steigern.
Hast Du Fragen zur Mediation, einem Konfliktcoaching oder allgemein zur gelungenen Kommunikation? Dann schreib mir …